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Kreativ und gut geplant durch den Lockdown

Die aktuelle Gesundheitskrise beeinträchtigt die gesamte Sportwelt und hat zu einer völlig unbekannten Situation geführt. Daraus sind Herausforderungen entstanden, die den Sportler*innen einige Anpassung abverlangen. Spitzensportler*innen verfügen in der Regel über viel Erfahrung in der Trainingsplanung und arbeiten bei der Organisation und Umsetzung häufig mit einem Betreuerstab zusammen. Aber wie sieht das bei einem Nachwuchsathleten aus? Wir haben bei Patrick, einem Hockeyspieler des U20-Teams der Langnau Tigers nachgefragt.

Bis vor wenigen Wochen hatte Patrick Petrini zwei Ziele vor Augen: seine Schulzeit erfolgreich abzuschliessen und gleichzeitig mit dem U20-Nachwuchsteam der Langnau Tigers Playoff-Spiele zu gewinnen. Die Motivation war gross, das Team spielte stark und die Stimmung war gut, während die Alltagsroutine von Eistrainings, Schulstunden und Hausaufgaben geprägt war.

Nachdem in der Schweiz der Gesundheitsnotstand ausgerufen worden ist, hat sich Patrick entschieden, die Zeit im Lockdown weit von seinen Teamkollegen und Trainern entfernt, bei seinen Eltern in Ambri, im Tessin, zu verbringen. Dort versucht er nun die neue Herausforderung zu meistern.

Patrick weiss, dass er sich jetzt nicht zurücklehnen kann, obwohl die Hockeysaison vorzeitig abgebrochen wurde. Das gilt sowohl für den Sport als auch für die Schule: «Kraftübungen wie beispielsweise Bauchtraining gehören nicht zu meinen Leidenschaften, aber ich weiss, dass ich mich trotzdem reinknien muss, um meine persönlichen Ziele zu erreichen. Das ist meine Motivation», erklärt er entschlossen.

Auf die Motivation, die Flamme, die den Athleten dazu antreibt, Schwierigkeiten zu überwinden, muss die Methode folgen, die sich in einer minutiösen Alltagsplanung manifestiert. Patrick hat das schnell begriffen und sich eine neue Routine erschaffen.

“Die Schulzeiten sind fix vorgegeben, das nutze ich als Gerüst. Für die Trainings muss ich mich etwas spontaner arrangieren.”

Das dritte Prinzip der Ethik-Charta im Sport fordert spezifisch die Förderung dieser Lebenskompetenz:

3. Stärkung der Selbst- und Mitverantwortung
Sportlerinnen und Sportler werden an Entscheidungen, die sie betreffen, beteiligt.

Der Lockdown bietet Nachwuchsathlet*innen eine Chance unabhängiger zu werden und sich persönlich zu entwickeln. «Es macht mir keine Sorgen, Eigenverantwortung zu übernehmen und meine Tage selber zu planen. Es bleibt mir ja auch nichts anderes übrig», sagt Patrick mit einem Schmunzeln.

Im Video zeigt er eine Auswahl seiner neuen Aktivitäten, die er sich selbst oder gemeinsam mit Teamkollegen ausgedacht hat und die mithilfe des Gartens, einer Yogamatte, eines alten Unihockeytors und sogar einer Katze zu Stande kommen.

«Die Zeit mit den Teamkollegen fehlt mir», bedauert Patrick, «aber wir bleiben über soziale Medien in Kontakt, teilen unsere Übungen und tauschen Videos aus, um auf neue Ideen zu kommen. Um beispielsweise Sprintübungen mit dem Autoreifen machen zu können, habe ich meinen Nachbarn gefragt, der Mechaniker ist, ob er mir ein altes Autorad leihen könne.»

Soziale Medien haben ohne Zweifel einen positiven Effekt, um mit den aktuellen Herausforderungen umzugehen. Im Internet, auf Instagram, Youtube und anderen Plattformen finden Athlet*innen unzählige Videos und andere Inhalte, die als Inspiration für neue Übungsideen dienen können. «Auf den Sozialen Medien folge ich diversen Athleten, die ihre Trainings teilen, das ist eine ideale Inspirationsquelle. Manchmal bin ich aber nicht überzeugt und versuche eine bessere, eigene Variante umzusetzen».

“Anfangs fiel es mir noch etwas schwer, vom Sofa aufzustehen und die Playstation auszuschalten. Aber der Lockdown hat mir bewusst gemacht, dass Planung sehr wichtig ist, weil ich dadurch weniger anfällig auf Ablenkung werde.”

Dank der neugewonnenen Unabhängigkeit in der aktuellen Situation, kann Patrick sicherlich die Fähigkeit ausbauen, seine Zeit einzuteilen und die verschiedenen Aktivitäten im Tagesablauf unterzubringen.

«Anfangs fiel es mir noch etwas schwer, vom Sofa aufzustehen und die Playstation auszuschalten. Aber der Lockdown hat mir bewusst gemacht, dass Planung sehr wichtig ist, weil ich dadurch weniger anfällig auf Ablenkung werde.» Danach fügt Patrick an: «Alleine geht es auch, aber im Team ist es dennoch viel besser, da man sich gegenseitig anspornt, besser zu werden!»

Über 2 Millionen Menschen sind in der Schweiz regelmässig sportlich aktiv. Sie leben und verkörpern dabei die Werte des Sports. In den «Erfolgsgeschichten» porträtieren wir besondere und alltägliche Momente dieses vorbildlichen und wertvollen Engagements.